Ulrich Offenberg

Hörbuch: Kaiser Wilhelm II.

Der Untergang der Hohenzollern

Komplett-Media 2005 ca. 205 Min. 19,95 € (3 CDs) 13,99 € (Download)

Kaiser Wilhelm II. – der Untergang der Hohenzollern

Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt bemerkte einmal treffend, daß es gelungen sei, aus der ganzen deutschen Geschichte ein „Verbrecheralbum“ zu machen. Die Macher dieses Hörbuchs haben sich offensichtlich diesem Ziel verschrieben: An Wilhelm II. läßt es kaum kein gutes Haar.

Alles, was an Negativem über den Kaiser gesagt werden kann, sämtliche Vorurteile und Klischees werden einseitig reproduziert: Der Monarch war eben ein geistesgestörter Krüppel, säbelrasselnd, feige, ohne Intellekt, selbstsüchtig, dilettantisch, maßlos, blutdürstig, planlos, faul etc.
Das Bild, das der Autor von Wilhelm II. zeichnet, ist simpel, besteht nur aus schwarz-weißen Konturen, Grautöne finden kaum Verwendung. Der Schwerpunkt liegt auf der Psyche des Kaisers und den außenpolitischen Krisen des Reiches, die allein ihm, dem „Neurotiker“ auf dem Thron, angelastet werden. Abwägungen, Differenzierungen, Seitenblicke auf Wirtschaft, Bildung, Kultur, Wissenschaft des kaiserlichen Deutschlands: Fehlanzeige.

Der zeitweise hämische Unterton der – eigentlich guten – Sprecher tut ein übriges.
Es wird viel geurteilt, wenig analysiert, die Umstände der Zeit werden dem unbedarften Hörer kaum erläutert.

Deutsche Geschichte von 1888 bis 1918 erscheint so als Werk eines unzurechnungsfähigen „Neros der Neuzeit“, die Katastrophe von 1918 quasi als determiniert. Dies ist im vorliegenden Fall besonders bedauernswert, da das Hörbuch offensichtlich für die politische Jugendbildung konzipiert ist.

Ein Lichtblick immerhin ist die Schilderung der Julikrise und der Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges. In diesem Zusammenhang ist eine gewisser Wille zur objektiven Darstellung erkennbar.

Fazit

In toto ist dieses Hörbuch ein Beispiel dafür, wie Geschichte besser nicht erzählt werden sollte.