1913
Umfrage unter deutschen Intellektuellen über Wilhelm II.
Dokument II: Dr. Walter Harlan

Dr. Walter Harlan (1867-1931),
Bühnenautor und Dramaturg,
über Wilhelm II.:

„Und müßte ich weiß Gott einmal
zur deutschen Präsidentenwahl,
so möchte ich keinen Kritikus,
auch nicht den schlauen Politikus,
ich ließe den größten Philosophen,
voll Ehrfurcht hinter seinem Ofen …

Der Präsident … so möchte ich ihn,
daß er gut Freund wär mit Ballin,
wäre ein Vater von reichlichen Kindern,
ließe sich nicht am Rüsten hindern,
hielte auch zu des Herrgottes Ehre,
mal eine Predigt über dem Meere …

Und kurz und gut, trotz Siegesallee,
trotz Eulenburg und anderem Weh,
ich wüßte mir keinen hoffnungsvolleren,
als Wilhelm II. von Hohenzollern.“

Die sozial-religiöse Monatsschrift für deutsche Kultur, die „TAT“, führte im Sommer 1913 (Heft 5/6 1913) anläßlich des 25jährigen Thronjubiläums Wilhelms II. eine Umfrage unter deutschen Intellektuellen durch, die als repräsentativ für das facettenreiche damalige geistige Leben Deutschlands gelten kann.

Dr. Walter Harlan (Dresden 1867-Berlin 1931), deutscher Bühnenautor und Dramaturg, verfaßte als Beitrag zur Umfrage ein Gedicht über Wilhelm II., das wir hier wiedergeben.

Die Redaktion der „TAT“ bat die Teilnehmer an der Umfrage, „sich vorurteilsfrei darüber zu äußern, was sie am Kaiser etwa vermissen und was sie Positives an ihm erkennen, in bezug auf seine innere und äußere Politik, in bezug auf seine Stellung zu einem vertieften nationalen Empfinden […] und insbesondere auch auf die Aufgaben eines modernen Fürsten überhaupt.“

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