„Erinnerungen an meinen kaiserlichen Großvater“
Wilhelm-Karl Prinz von Preußen war der jüngste Sohn des fünften Kaisersohnes Prinz Oskar (1888-1958) und der Prinzessin Ina Marie von Preußen, geb. Gräfin Bassewitz. Er wurde am 30. Januar 1922 in Potsdam geboren. Jeweils in den Sommerferien besuchte er seinen Großvater, Kaiser Wilhelm II., in dessen Exil in Huis Doorn/Niederlande. Als jüngster Enkel stand er seinem kaiserlichen Großvater besonders nahe. Seinen letzten Besuch stattete er dem Großvater als junger Wehrmachtsoffizier 1940 von Belgien aus ab. Auch bei der Beisetzung Wilhelms II. war Prinz Wilhelm-Karl in Doorn anwesend. 1944 mußte Prinz Wilhelm-Karl aufgrund eines Führererlasses, der vorschrieb, alle Mitglieder ehemaliger regierender Häuser aus der Wehrmacht zu entlassen, seinen Dienst beim Heer quittieren. Seinen Antrag auf Zulassung eines Hochschulstudiums verwehrten ihm die nationalsozialistischen Machthaber wegen „internationaler Versippung“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Prinz Wilhelm-Karl als Geschäftsführer einer Firma im niedersächsischen Holzminden tätig. Als sein Vater, Prinz Oskar von Preußen, 1958 verstarb, wurde er Herrenmeister des Johanniterordens. Nachdem er dieses Amt an seinen Sohn Oskar Prinz von Preußen abgegeben hatte, war Prinz Wilhelm-Karl Protector des Johanniterordens. Prinz Wilhelm-Karl von Preußen war verheiratet mit Prinzessin Armgard, geborene von Veltheim. Er hatte drei Kinder und verstarb im April 2007 in Holzminden.
Ich will mich auf einige persönliche Erinnerungen und eine Zusammenfassung beschränken. Im Gegensatz zu all den Nachkriegskritikern, die zumeist ihren psychologischen Phantasien freien Lauf lassen und darüber hinaus jeweils aus den Quellen schöpfen, die ihren persönlichen Voreingenommenheiten entsprechen, habe ich den Kaiser persönlich gekannt. Alljährlich war ich mit Eltern und Geschwistern zwei Wochen während der Sommerferien in Doorn. Darüber hinaus zum 70., 75. und 80. Geburtstag im großen Familienkreis. Meine Erinnerung reicht bis etwa 1927 zurück und endet bei einem Besuch, den ich ihm im Sommer 1940 als Fahnenjunker von Belgien aus machte.
Wir liebten Doorn und unseren Großvater, der ganz selbstverständlicher Mittelpunkt dieser Ferientage war. Er hatte die große Gabe, jedem seiner Enkel das Gefühl zu geben, daß gerade der ihm besonders nahestand. Er schien sich für jeden von uns und für unsere besonderen Neigungen und Probleme zu interessieren, und das ganz unabhängig von unserem Alter. Natürlich wurden die Gespräche umso intensiver, je älter wir wurden. So habe ich die eingehendsten Unterhaltungen mit meinem Großvater anläßlich des bereits erwähnten Wochenendbesuches als Soldat geführt. Dazu trug selbstverständlich auch die politische und militärische Lage jener Zeit nach den großen deutschen Siegen bei, die mein Großvater ganz klar beurteilte. Das Scheitern der Luftoffensive gegen England zeichnete sich – aller Goering’schen Großsprecherei zum Trotz – bereits ab, und man spürte, daß Hitler schwankte, ob er nach seinen großen militärischen Erfolgen angesichts der Verweigerung eines Friedensschlusses durch Churchill nun doch den Zweifrontenkrieg aufnehmen sollte oder gar müsse – trotz seiner Kritik an der Kriegsführung im 1. Weltkrieg.
Wir Enkel haben meinen Großvater gänzlich anders erlebt, als er in der öffentlichen Kritik geschildert wurde und wird. Er trug sein Schicksal mit großer Würde und Geduld. Ich habe ihn nie klagen oder abfällige Urteile über andere Menschen fällen gehört. Dazu trug sicher seine große Frömmigkeit bei, die auch in den täglichen Hausandachten Ausdruck fand, die er selbst jeden Morgen um 9.00 Uhr vor Gästen, Umgebung und Personal abhielt.
Allerdings habe ich ihn ja bewußt erst in den späteren Jahren seines Exils kennengelernt. In der Anfangszeit hat er sicher immer wieder mit sich und anderen um Schuld und Schicksal gerungen. Das wäre schon einem weniger temperamentvollen Mann so ergangen. Daß er dabei in Gesprächen mit Vertrauten auch heftige Ausdrücke gebrauchte und daß seine Kritik dann oftmals auch unreflektiert oder ungerecht war, ist kaum verwunderlich. Wie würde es jedem von uns ergehen, wenn unsere privaten Äußerungen im engsten Kreise nach außen kolportiert würden?!
Bei unseren Besuchen in Doorn genossen wir es natürlich, daß sich nun auch die Eltern einer anderen Autorität unterwarfen – etwa nach dem Motto des berühmten „Militärischen ABCs: Sieh auch dieser wird jetzt klein, denn ein Höh’rer stellt sich ein“.
Wir lernten in Doorn radeln und bekamen ein Fahrrad geschenkt, sobald wir unter seinen Augen zum ersten Mal ohne Unterstützung durch den treuen Lehrer Joseph das große Rondell vor Huis Doorn umrundet hatten. Bei mir war das 1927 der Fall. Wir lernten in Doorn auch Tennis spielen. Für die Wunder der niederländischen Malerei wurden uns durch Ausflüge ins Rijksmuseum, ins Mauritshuis und ins Frans-Hals-Museum die Augen geöffnet. Die Schönheit und der Friede der holländischen Landschaft – gerade in der Provinz Utrecht mit ihren Parks und Schlössern – wurde für uns zu so etwas wie einer zweiten Heimat. Wir genossen auch die köstliche Küche, obwohl die Hauptmahlzeiten rasch zu Ende gingen, weil mein Großvater wenig und schnell aß und trank (zum Entsetzen meines Vaters hat er schäumenden roten Aßmannshäuser mit Mineralwasser verdünnt!). Noch als wir nach dem Krieg unser kleines Haus in Holzminden bauten, sagte meine Mutter, um einen bestimmten Farbton anzugeben: „Wie holländische Schlagsahne“, was wohl vor allem auf deren von deutscher „entrahmter Frischmilch“ unterschiedlichen Fettgehalt zurückzuführen war.
Auch im Exil hat mein Großvater seine Interessenvielfalt nicht verloren. Er gründete die Doorner Arbeitsgemeinschaft, die eine Reihe namhafter Wissenschaftler umfaßte – Philosophen, Theologen, Orientalisten, Graecisten und Archäologen. Da sonst mehr Unfreundliches über meinen Großvater im Schwange ist, erlaube ich mir, einen von ihnen aus einem Berichtsbrief an die berühmte Rilkefreundin Lou Andreas-Salomé zu zitieren: „Was auch die menschlichen Schwächen Wilhelms II. sein mögen, da ist jeder Zoll ein König“ und „Bewundernswert ist, wie der Kaiser täglich 4-5 Stunden in regster Anteilnahme mitmacht“ oder „Daß unter seinem Vorsitz 10 Professoren zu einer geistigen Gemeinschaft werden… Sonst hat das noch niemand zu Stand gebracht“. Und schließlich: „Wenn ich ihn in früheren Jahren gekannt hätte, vielleicht hätte ich ihn nicht ausstehen können. Jetzt ist er einfach herzbezwingend.“
Da uns die Marinepassion verband, schickte ich ihm zu Weihnachten Schiffszeichnungen. Als ich das erste Mal nach 1945 wieder nach Doorn kam, war ich ganz gerührt, daß er in seinem Schreibzimmer diese kindlichen Geschenke aufbewahrt hatte.
Einige der alten niederländischen Angestellten taten im neuen Museum noch oder wieder Dienst. Trotz Krieg und Besatzungszeit freuten sie sich über das Wiedersehen. Das zeigt den Wandel in der Einstellung der Holländer zum Kaiser. Für den kleinen Ort Doorn hat er allerdings auch eine Menge getan, am sichtbarsten in Gestalt des Rosariums, in das auch die Geschenke zu seinen runden Geburtstagen eingingen. Jedenfalls hatte sich schon seit Mitte der zwanziger Jahre in dieser Hinsicht einiges geändert. Bis dahin war ihm das Verlassen seines Grundstücks nicht erlaubt. Danach durfte er Tagesausflüge in Begleitung des sehr netten Gendarmerie-Obersten van Houten, der ihn eigentlich überwachen sollte, aber bald zum Freund wurde, unternehmen.
Vom ersten dieser Ausflüge in einem offenen Auto mit dreien seiner Söhne stammte eine Geschichte, die er gern erzählte. Mein Vater und alle seine Brüder hatten die Fähigkeit, sofort im Auto einzuschlafen. Das sei auch jenes Mal der Fall gewesen. Nach Angaben meines Großvaters hätte links und rechts einer seiner Söhne schlafend aus dem Wagen gehangen, worauf die Doorner als Opfer der englischen Kriegspropaganda gesagt hätten: „Nun hat er schon seine eigenen Söhne umgebracht!“
Es ließen sich noch viele Anekdötchen erzählen, aber ich möchte zu einer kleinen generellen Zusammenfassung des Bildes kommen, das ich vom letzten deutschen Kaiser habe:
Er war in hohem Maße ein Kind seiner Zeit, einer Zeit des Übergangs von der alten, mehr agrarisch bestimmten Gesellschaft des deutschen Ostens zur modernen Industrienation. Zur Zeit der Reichsgründung hatte wohl niemand – weder Bismarck noch das deutsche Volk oder die benachbarten Großmächte – geahnt, welche wirtschaftliche, wissenschaftliche, militärische und damit politische Macht sich innerhalb weniger Jahrzehnte hier im Zentrum Europas entwickeln würde. Anstelle des vom „Volk der Dichter und Denker“ bewohnten Machtvakuums im Herzen des Kontinents war unversehens ein ernsthafter Konkurrent getreten. Preußen war zum führenden Bundesstaat im Deutschen Reich geworden, obwohl gerade die altpreußischen Konservativen diesem Gebilde mit großer Skepsis gegenüberstanden.
Schon aus dieser Situation ergab sich eine Ambivalenz zwischen den preußischen Traditionen und den gänzlich anderen Anforderungen des aufstrebenden Industriestaates. Die Nachbarn betrachteten diese Entwicklung mit wachsendem Mißtrauen. Aber andererseits war den spät zum eigenen Nationalstaat gekommenen Deutschen kaum zuzumuten, ihre Kräfte und Fähigkeiten zurückzuhalten, nur um bei Freund und Feind nicht unangenehm aufzufallen. Und das taten sie gelegentlich – wie der Neureiche eben selten beliebt ist.
Mein Großvater verkörperte beide Seiten der jungen Nation. Er fühlte sich ganz den altpreußischen Traditionen verpflichtet und sah sich zugleich als den Repräsentanten des Zweiten Deutschen Reiches. Historisch Überkommenes sollte sich mit moderner Wissenschaft und Technik verbinden. Für ersteres standen sein Stolz auf seine Vorfahren, seine Verbundenheit mit der preußischen Armee, mit Landwirtschaft und Jagd, seine Vorliebe für Uniformen, aber vielleicht auch folgende kleine Geschichte:
In der Gründerzeit war es in den Offizierskasinos der Garderegimenter üblich geworden, um Geld zu spielen. Noch zur Regierungszeit des Alten Kaisers [Wilhelm I.] verbot mein Großvater als Kommandeur der Leibgardehusaren in Potsdam seinen Offizieren das Betreten des Unions-Klubs, weil dort gespielt wurde. Einige alte Kavalleriegenerale und Unionsklubmitglieder beschwerten sich darüber beim Kaiser, der daraufhin seinen Enkel bestellte. Nach dessen Erklärung, daß es die Kameradschaft sprengen müsse, wenn der reiche Graf Henckel mit dem armen Leutnant v. Müller um hohe Summen spiele, die als sogenannte „Ehrenschuld“ sofort zu bezahlen seien, gab der Kaiser meinem Großvater Recht.
In den anderen Bereich fiel seine Neigung zum Repräsentieren – auch wenn der Glanz des Berliner Hofes nie den der Höfe von St. Petersburg, St. James oder Wien erreichte. Hierher gehörte auch seine viel kritisierte Reiselust, die doch vor allem der Bildung eines gesamtdeutschen Nationalgefühls diente, die mit der Reiselust heutiger Staatsmänner, Politiker und Parlamentarier ohnehin kaum zu vergleichen ist.
Auch die Kriegsflotte, als einziger Wehrmachtsteil, der unmittelbar zum Reich gehörte, diente dazu, das junge Nationalgefühl zu stärken. Mit welchem Erfolg, zeigte sich an den Kieler Matrosenanzügen, die heranwachsende Knaben bei festlichen Gelegenheiten bis ins hinterste Bayern trugen. Des Kaisers Zuneigung zur Handelsmarine, zu Hamburg wie auch zu den anderen Hansestädten entsprang ebenso seiner Aufgeschlossenheit für die neue Zeit des Schiffbaues und des Welthandels wie seiner persönlichen Liebe zur Seefahrt, obwohl er gestand, an den ersten beiden Tagen auf See immer seekrank gewesen zu sein (was allerdings vielleicht auch an der „Toplastigkeit“ der „Hohenzollern“ lag!).
Seine Bemühungen galten auch der inneren Überwindung des Kulturkampfes, z.B. durch Papstbesuch, Wiederaufbau von Maria Laach oder der Dormitio in Jerusalem.
Von hoher Intelligenz und rascher Auffassungsgabe umfaßte sein Interesse ein weites Spektrum. Von der Archäologie bis zu moderner Wissenschaft und Technik. Dies kam auch dem Aufbau der Bildungs- und Forschungseinrichtungen zugute, der von ihm angestoßen wurde – von den Realgymnasien über die Technischen Hochschulen bis zur Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, die seit dem letzten Krieg unter dem Namen Max-Planck-Gesellschaft fortgeführt wurde und der die meisten deutschen Nobelpreisträger entstammen.
Für die neu gegründete Majolikafabrik in Cadinen sollte das Wandbild im Hotel Atlantic in Hamburg ebenso werben wie die der neuen Synagoge in Berlin geschenkte Innenausstattung. Auch für den Neubau des Adlon in Berlin interessierte er sich.
Obwohl die komplizierte, ganz auf den Reichsgründer zugeschnittene Reichsverfassung dem Kaiser kaum unmittelbare Eingriffsmöglichkeiten einräumte (nur als König von Preußen konnte er direkte Anordnungen geben), hat er mit seinem rastlosen Interesse viel bewirkt. Er konnte Menschen bezaubern und hat schon damals, ganz modern, „Sponsoren“ geworben, wo die öffentlichen Mittel nicht ausreichten. Seinem Interesse für die Entwicklung der Wirtschaft, das sich auch in seinen guten persönlichen Beziehungen zu deren Führern zeigte, entsprach sein Gespür für die mit der stürmischen kapitalistischen Entwicklung verbundene soziale Frage. Diese stand bekanntlich auch im Hintergrund der Auseinandersetzungen mit dem großen Kanzler.
So bewirkte er viel, obwohl er offiziell wenig Einfluß hatte. Er hat sich immer im Rahmen der Verfassung gehalten, auch in Zeiten, in denen ihm seine innenpolitischen Gegner „persönliches Regiment“ vorwarfen. Seine häufigen und oft spontanen Reden konnten gelegentlich diesen Eindruck erwecken. Der Stil entsprach seinem Temperament und dem Geschmack der Zeit, der für uns schwer nachzuvollziehen ist. Aber das Pompös-Schwülstige war auch der Stil seines damals berühmten Gegners Maximilian Harden. Die Redeweise der ideologischen Demagogen unseres Jahrhunderts, denen Menschenmassen zujubelten, ist für uns nicht erträglicher – oder wie wird man einst den „SPIEGEL“-Stil unserer Tage beurteilen?
Was den Kunstbereich betrifft, so läßt sich über den Geschmack sicher nicht oder auch trefflich streiten. Auf diesem Gebiet liefen ebenfalls zwei gänzlich unterschiedliche Stränge neben- und gegeneinander: Der prunkvolle, überladene Makartstil beeinflußte noch Wohnkultur, Mode, Theater und Kunstgewerbe am Ende des 19. Jahrhunderts. Daneben begannen sich die Impressionisten – in Deutschland von Menzel bis Liebermann – durchzusetzen. Am Ende der Regierungszeit traten bereits die ersten Expressionisten auf. Es war eben auch auf diesem Gebiet eine „Wendezeit“.
Wenn Wilhelm II. von Kultur sprach, meinte er oft die Zivilisation. Das ist leicht erklärbar, weil es im Englischen, das er gern und oft sprach, den deutschen Unterschied zwischen Kultur und Zivilisation nicht gibt. Die Sicherheit des Kunstgeschmacks der verschiedenen Epochen ist zweifellos nichts Absolutes. Immerhin könnte man durchaus die Meinung vertreten, daß Menzel, Angeli, Lenbach oder Werner den Vorrang vor Baselitz oder Warhol haben und behalten werden, daß Wagner erträglicher als Stockhausen ist. Warum sollte man gerade dem Kaiser eine eigene Meinung auf diesem Feld bestreiten? Noch heute ist in Doorn zu erkennen, daß dieses Haus mit sicherem Geschmack eingerichtet ist.
Zusammenfassend kann man vielleicht feststellen, daß Kaiser Wilhelm II. zwar kein Genie, aber sicher der bedeutendste Monarch in einer Epoche des Umbruchs und am Beginn des europäischen Bürgerkrieges war. Daß dieser nach menschlichem Ermessen nie zu gewinnende Krieg von Deutschland bewußt vom Zaun gebrochen sei, um die Weltherrschaft zu gewinnen (Weltmacht war es ja längst), behaupten heute nur noch die Epigonen von Fritz Fischer.
Der verlorene Krieg hat das Urteil über meinen Großvater entscheidend geprägt. Dazu haben sowohl die Feindpropaganda wie die Selbstrechtfertigungsversuche vieler beigetragen, die nach 1918 ebenfalls als Verantwortliche angeklagt wurden. Wenn das Zweite Deutsche Reich so brüchig gewesen wäre, wie seine damaligen und heutigen Gegner behaupten, bliebe unverständlich, daß es sich so lange gegen eine ungeheure Übermacht behauptet hat – daß es die Niederlage von 1918 und noch die Katastrophe des in der Tat durch die Nazis vom Zaun gebrochenen Zweiten Weltkrieges und sogar mehr als vier Jahrzehnte der Teilung überstand.
Wäre der letzte deutsche Kaiser ein solcher Psychopath und Nonvaleur gewesen, als welcher er von seinen Kritikern karikiert wird, hätte die Bezeichnung „Wilhelminismus“ sicher keine Berechtigung. Was die Demokratie betrifft, so war das Wahlrecht zum Reichstag das modernste Europas. Ein Frauenstimmrecht gab es zwar noch nicht, in England aber auch erst seit Beginn der 1920er, in Frankreich und der Schweiz erst in den späten 1940er Jahren.
Dem preußischen Dreiklassenwahlrecht stand das britische Zensussystem gegenüber, das in England erst 1919, in Ulster (Nordirland) bis heute nicht abgeschafft wurde.
Die in Versailles erzwungene Anerkennung der deutschen Alleinschuld am Krieg hat nach meiner Überzeugung mehr als Gebietsabtrennungen und Reparationen zum Aufkommen Hitlers beigetragen, weil sie die Würde und die Selbstachtung unseres Volkes zutiefst verletzte.
Bei dieser Zusammenfassung handelt es sich nur um Geschichtssplitter aus persönlicher Sicht.
Schließen möchte ich mit einem Zitat von Peter Bamm: „Es ist unhistorisch und unfair, die Lasten und Fehler einer ganzen Epoche einem Mann aufzubürden.“